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Das Kontaktlinsen-Wunder


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Selbst im 21. Jahrhundert hält sich bei einigen Augenärzten und Optikern noch hartnäckig die Geschichte der "Wunder-Kontaktlinse".

Die Hauptaussage dieses Märchens ist:

"Es war einmal eine Kontaktlinse, die allein durch die stabile Auflage auf der Hornhaut das weitere Wachstum des Keratokonus zuverlässig verhindern sollte."

Leider ist die Annahme einer "Wunder-Kontaktlinse" ein Märchen und lässt einige wichtige Aspekte außer Acht.

  • Eine Kontaktlinse, die auf der Hornhaut aufliegt, ist komplett falsch angepasst.
    • Eine gut angepasste Kontaktlinse schwimmt "idealerweise" auf dem Tränenfilm über der Hornhaut und berührt diese nicht. Insbesondere Berührungen an der Spitze des Konus können zu Entzündungen oder einer schnelleren Weiterentwicklung des KC führen.
       
  • Bei Keratokonus wächst die Hornhaut nicht, sondern sie wird dünner und weicher (instabil).
    • Bei Keratokonus vermindert sich die Anzahl der Zellen in der Hornhaut. Gleichzeitig nimmt die Stabilität der Kollgagenfibrillen in der Hornhaut ab. Dadurch wölbt sich die Hornhaut bei fortschreitendem Keratokonus nach vorn und unten vor.
       
  • Kontaktlinsen sind immer eine mechanische Belastung für die Augen.
    • Gerade bei fortgeschrittenem Keratokonus können Kontaktlinsen nur noch schwer berührungsfrei angepasst werden. Außerdem wird die Kontaktlinse bei jedem Lidschlag mehr oder weniger stark gegen die Hornhaut gedrückt und dabei leicht rotiert; da der Lidschlag nicht genau parallel zur Linsenachse verlaufen kann. Beides zusammen ergibt eine mehr oder weniger starke dauerhafte mechanische Reizung - je nachdem, wie gut die Linse angepasst wurde.
       
  • Kontaktlinsen beinhalten immer ein mikrobiologisches Risiko.
    • Beim Einsetzen und Herausnehmen der Kontaktlinsen besteht das Risiko, dass man sich Bakterien ins Auge verschleppt. Entweder aus dem nicht regelmäßig gesäuberten Aufbewahrungsbehälter oder von den nicht supervollständig gewaschenen Händen.
       
  • Möglicherweise wird der KC gefördert durch die geringere Sauerstoffversorgung der Hornhaut.
    • Jede Art von Kontaktlinse vermindert die Sauerstoffzufuhr zur Hornhaut. Das bedeutet, je länger die Kontaktlinse getragen wird, desto größer ist das Sauerstoffdefizit in der Hornhaut. Normalerweise wird die Augenhornhaut zum größten Teil mit Luftsauerstoff durch den Tränenfilm versorgt.

Es weiß heute niemand mehr wie das Märchen: "Die gute Kontaktlinse, die den Keratokonus stoppt" entstanden ist - aber es gehört eindeutig in die Rubrik "1001 Nacht".

".... und wenn sie nicht gestorben sind, dann verpassen diese Ärzte und Optiker ihren Patienten immer noch die falschen Kontaktlinsen."


Gut - auch mit einer schlecht angepassten Kontaktlinse werden die Symptome des Keratokonus in der Tat noch mehr oder weniger gut kaschiert; gerade im Anfangsstadium gibt es sicher noch einen Spielraum zwischen Hornhaut und Kontaktlinse. Allerdings ist der langfristige Schaden mit normalen Kontaktlinsen bei fortgeschrittenem Keratokonus sicher größer als der Nutzen.

Mit gut angepassten Kontaktlinsen für Keratokonus kommen fast alle von Betroffenen ein Leben lang zurecht. Wenn mach die oben angesprochenen Punkte und einiges mehr berücksichtigt, dann kann man die Nebenwirkungen von Kontaktlinsen erfolgreich minimieren - dann überwiegen die positiven Aspekte.

... nur Wunder darf man nicht erwarten.


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