Keratokonus Selbsthilfegruppe

Erfahrungen - Information - Austausch für Betroffene, Angehörige, Ärzte und Optiker
- seit über 30 Jahren - unabhängig - anonym - nicht kommerziell -

Aus aktuellem Anlass!


www.keratokonus.de - www.forum.keratokonus.de - www.quiz.keratokonus.de


Keratokonus im Umfeld von Euthanasie, Rassenreinheit, ....

Im Dritten Reich galten Menschen mit vererbbaren Augenkrankheiten als „erbkrank“ und damit als minderwertig im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie. Wer beispielsweise an erblich bedingtem Grauen Star, Retinitis pigmentosa oder schweren Formen von Keratokonus litt, wurde nicht als Patient betrachtet, sondern als Gefahr für das „Erbgut des deutschen Volkes“. Ab 1934 trat das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft – auf dessen Grundlage wurden Hunderttausende zwangsweise sterilisiert. Auch Menschen mit Augenkrankheiten wurden Opfer dieser staatlich angeordneten Eingriffe, oft ohne echte medizinische Begutachtung, häufig nach Denunziation durch Lehrer, Ärzte oder Nachbarn.
 
Wer betroffen war, verlor oft seine berufliche Zukunft, durfte keine Familie gründen und wurde gesellschaftlich ausgegrenzt. Ganze Familien wurden stigmatisiert – man galt als „erblich belastet“, wenn auch nur ein Angehöriger eine entsprechende Diagnose hatte. Viele Betroffene wurden in Anstalten eingeliefert, manche sogar im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“-Programme ermordet. Das Ziel war eindeutig: Die vollständige Auslöschung vermeintlich „unwerten Lebens“.
 
Diese Verbrechen wurden von Ärzten, Behörden und Gerichten organisiert und umgesetzt – mitten in Deutschland, keine hundert Jahre her. Das Wissen darüber ist heute ein wichtiger Teil unserer Verantwortung: damit sich Geschichte nicht wiederholt, und damit jeder Mensch, ob gesund oder krank, geschützt bleibt.


Wie viele Betroffene wurden getötet und zu medizinischen Experimenten gezwungen?

Im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programme wurden zwischen 1940 und 1945 rund 200.000 Menschen mit körperlichen, geistigen oder erblichen Krankheiten ermordet – darunter auch viele mit vererbbaren Augenkrankheiten. Tausende weitere wurden zu medizinischen Experimenten missbraucht, oft ohne Betäubung, mit grausamen Methoden: Operationen am offenen Auge, Verabreichung giftiger Substanzen, oder das absichtliche Herbeiführen von Erblindung.

Solche Versuche fanden unter anderem in Konzentrationslagern wie Auschwitz, Dachau und Buchenwald statt, aber auch in sogenannten Heil- und Pflegeanstalten wie Hadamar, Grafeneck oder Brandenburg. Dort wurden Kinder und Erwachsene durch Giftgas, Medikamente oder systematische Unterernährung getötet.

Besonders perfide war: Viele dieser Verbrechen wurden von Ärzten mit akademischem Ruf begangen, mit dem Vorwand, „wissenschaftliche Erkenntnisse“ zu gewinnen. Die Opfer galten nicht als Menschen, sondern als „Versuchsobjekte“. Für viele gab es keine Gräber, keine Namen, nur Nummern in Akten. Die Dimension des Leidens ist kaum in Worte zu fassen – und doch darf sie niemals vergessen werden.


Wie wurden die Täter bestraft?

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden nur wenige der Ärzte, die an den grausamen Experimenten beteiligt waren, zur Rechenschaft gezogen. Im Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 wurden zwar einige Hauptverantwortliche verurteilt – sieben zum Tode, weitere zu Haftstrafen –, doch viele andere entkamen jeglicher Strafe. Einige tauchten unter, andere setzten ihre Karrieren ungestört in Kliniken, Forschungseinrichtungen oder der Pharmaindustrie fort.

Einige dieser Mediziner wurden sogar von westlichen Geheimdiensten rekrutiert, weil ihr „Wissen“ im Kalten Krieg als nützlich galt. Die deutsche Nachkriegsjustiz zeigte wenig Interesse, die Täter zu verfolgen – viele Verfahren wurden eingestellt oder nie eröffnet. Opfer und Angehörige blieben oft ohne Anerkennung oder Entschädigung.

Erst Jahrzehnte später begann eine ernsthafte Aufarbeitung, und noch heute ist vieles ungesühnt. Dass Täter wieder zu „angesehenen“ Bürgern wurden, während ihre Opfer vergessen blieben, ist ein bitteres Kapitel der deutschen Geschichte. Es zeigt, wie wichtig Erinnerung und Aufklärung sind – besonders gegenüber jungen Menschen, die heute mit den Folgen genetischer Erkrankungen leben.


Wie positioniert sich die AFD Anfang 2025 zu Erbkranheiten?

Die AfD äußert sich in ihren Programmen nicht explizit zu vererbbaren Krankheiten oder genetischen Diagnosen. Allerdings lassen sich aus ihren Positionen zu Inklusion, Behinderung und Sozialpolitik Rückschlüsse auf ihre Haltung gegenüber betroffenen Menschen ziehen. So lehnt die AfD inklusive Bildung ab und fordert eine Rückkehr zur separaten Beschulung von Kindern mit Behinderungen in Förderschulen. Björn Höcke, AfD-Vorsitzender in Thüringen, bezeichnete Inklusion als „Ideologieprojekt“ und „Belastungsfaktor“ für das Bildungssystem .([https://www.aktion-mensch.de/][1], [Wikipedia][2], [NDR][3])

Zudem betont die AfD in ihrer Sozialpolitik die Eigenverantwortung und fordert eine stärkere Orientierung an traditionellen Familienstrukturen. Menschen mit Behinderungen werden dabei nicht als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft betrachtet, sondern eher als Belastung für das Sozialsystem. Soziale Leistungen sollen laut AfD stärker an Leistung und Herkunft gekoppelt werden, was zu einer Benachteiligung von Menschen mit chronischen oder genetischen Erkrankungen führen kann .

Insgesamt zeigt die AfD eine Haltung, die Menschen mit Behinderungen oder genetischen Erkrankungen nicht als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkennt. Statt Inklusion und Teilhabe zu fördern, setzt sie auf Ausgrenzung und Separation. Dies kann bei Betroffenen und ihren Familien Ängste wecken, insbesondere vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen mit der Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen mit Erbkrankheiten im Nationalsozialismus.([https://www.aktion-mensch.de/][1])

[1]: https://www.aktion-mensch.de/inklusion/wahlen/bundestagswahl/analyse-der-wahlprogramme?utm_source=chatgpt.com "Wahlprogramme 2021 im Inklusions-Check - Aktion Mensch"
[2]: https://de.wikipedia.org/wiki/Alternative_f%C3%BCr_Deutschland?utm_source=chatgpt.com "Alternative für Deutschland"
[3]: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Was-bedeutet-die-AfD-Politik-fuer-Menschen-mit-Behinderungen%2Cafd3152.html?utm_source=chatgpt.com "Was bedeutet die AfD-Politik für Menschen mit Behinderungen? - NDR"


Wie positioniert sich Anfang 2025 die aktuelle US-Regierung (Trump, Vance, Musk) zu Erbkranheiten?

Unter der aktuellen US-Regierung von Präsident Donald Trump, Vizepräsident J.D. Vance und dem einflussreichen Berater Elon Musk hat sich die Haltung gegenüber Menschen mit vererbbaren Krankheiten deutlich gegenüber den Jahren davor verändert. Zahlreiche Programme zur Früherkennung und Unterstützung genetischer Erkrankungen wurden eingestellt oder massiv gekürzt. So wurde beispielsweise das CDC-Programm zur Früherkennung von Hörverlust bei Neugeborenen abgeschafft, ebenso wie das Beratungsgremium für seltene genetische Erkrankungen bei Kindern .([Time][1])

Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenderen Strategie, die unter dem Schlagwort „Make America Healthy Again“ läuft. Dabei wird Gesundheit zunehmend als persönliche Verantwortung betrachtet, während strukturelle Ursachen wie soziale Ungleichheit oder fehlender Zugang zu medizinischer Versorgung ignoriert werden . Elon Musk, der de facto das neu geschaffene Department of Government Efficiency (DOGE) geleitet hat, hat weitreichende Kürzungen im Gesundheitswesen durchgesetzt, die insbesondere Programme für Menschen mit genetischen Erkrankungen betreffen .([The Guardian][2], [Politico][3])

Gleichzeitig propagiert die Regierung eine pronatalistische Politik, die auf eine Steigerung der Geburtenrate abzielt. Dabei werden Anreize für „gesunde“ Familien geschaffen, während Unterstützungsprogramme für Menschen mit Behinderungen oder genetischen Erkrankungen reduziert werden . Diese Politikansätze erinnern an „weiche Eugenik“, bei der bestimmte Bevölkerungsgruppen bevorzugt und andere benachteiligt werden, ohne dass es zu offenen Zwangsmaßnahmen kommt .([Population Connection][4], [The Guardian][2])

Insgesamt zeigt die aktuelle US-Regierung eine besorgniserregende Tendenz, Menschen mit vererbbaren Krankheiten zu marginalisieren und ihre Unterstützungssysteme abzubauen. Dies stellt einen Rückschritt in der inklusiven Gesundheits- und Sozialpolitik dar und wirft Fragen hinsichtlich der Gleichbehandlung und Menschenwürde auf.

[1]: https://time.com/7278169/baby-screenings-newborn-changing-trump-administration/?utm_source=chatgpt.com "How Having a Baby Is Changing Under Trump"
[2]: https://www.theguardian.com/us-news/ng-interactive/2025/may/04/maga-soft-eugenics?utm_source=chatgpt.com "Maga's era of 'soft eugenics': let the weak get sick, help the clever breed"
[3]: https://www.politico.com/live-updates/2024/11/12/congress/elon-musk-vivek-ramaswamy-trump-00189209?utm_source=chatgpt.com "Elon Musk to lead 'Department of Government Efficiency' in Trump ..."
[4]: https://populationconnection.org/learn/pronatalism-in-the-us/?utm_source=chatgpt.com "Pronatalism in the US: The Trump administration's push for more births"


Falls jemand einen Beitrag zu diesem Thema hat: Forum Keratokonus Selbsthilfegruppe: Damit später niemand sagen kann, von nichts gewusst zu haben.


Weitere Information & Diskussion im Keratokonus-Forum: Übersicht - Keratokonus-Forum (Anmeldung erforderlich)